Strategie

Strategische Herausforderungen für die deutsche Bauwirtschaft

Geringe Zuwachsraten im Bauvolumen, eine Verschärfung des Wettbewerbs, Verteuerung der Rohstoffe und zunehmende Konkurrenz durch Mitbewer­ber aus dem Ausland – die deutsche Bauwirtschaft steht in den nächsten Jahren vor enormen Herausforderungen.

 

Bauunternehmen haben eine relativ geringe Verhandlungsmacht gegen- über ihren Lieferanten. Aufgrund eingeschränkter Transportmöglichkeiten vieler Baustoffe bestehen vielerorts regionale Oligopole. Außerdem wirkt sich die teilweise Verknappung von Baustoffen in Form steigender Ein­ kaufspreise für Bauunternehmen aus. Hinzu kommt, dass die Angebots­ seite auf einigen bedeutenden Baustoffmärkten, wie zum Beispiel Stahl und Zement, von Konzernen dominiert wird – daraus resultiert eine weitere Verknappung des Angebots. 

 

Konkurrenz erhalten Bauunternehmen durch neue "Wettbewerber",

die vor allem durch zwei Entwicklungen Marktanteile zu Lasten etablierter Anbieter erobern wollen: Einige Kunden entwickeln eigene Bauaktivitäten wie die Planung, Finanzierung oder Ausführung und werden dadurch zu Konkurrenten. Gleichzeitig dehnen ausländische Anbieter ihre Aktivitäten Richtung Deutschland aus. Insbesondere die weitere Öffnung des deutschen Bauindustriemarkts für osteuropäische Unternehmen führt zu einem zunehmenden Markteintritt ausländischer Wettbewerber. 

 

Zusätzlich verstärken Ersatzprodukte den Wettbewerb im Baugewerbe: Das Verschieben der Gewichtung von Neubauten hin zu Renovierung oder Umnutzung bestehender Bausubstanz dämpft das Wachstum der Bauindustrie (siehe Abbildung 10). Außerdem wird die Verwendung von modularen Bauweisen oder die Vorfertigung von Bauprodukten zuneh­ mend populärer: Immer mehr Bauherren wollen bei "konventionellen" Bauten Fertigteile einsetzen. Der Anstieg des modularen Bauens verrin­ gert jedoch die Wertschöpfungstiefe der klassischen Bauunternehmen und verschärft so den Wettbewerb. 

 

Der Einfluss dieser Rahmenbedingungen wird zu tiefgreifenden Veränderun­gen in der Struktur der Baubranche führen. Die großen Baukonzerne sind bestrebt, ihr Volumen an Bauausführung zu reduzieren. Sie fokussieren sich auf Aktivitäten, die höhere Margen versprechen, etwa Projektierung oder Generalunternehmerschaft sowie PPP* und Konzessionen. Dieser Trend eröffnet kleinen und mittelständischen Bauunternehmen Wachstumschancen.

Anders ausgedrückt: Die Großen werden kleiner und ermöglichen den Kleinen zu wachsen. 

 

*Public-private-Partnership (PPP) ist eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Unternehmen der Privatwirtschaft in einer Zweckgesellschaft.